Bundesministerin Julia Klöckner zu Gast im Online-Talk der CDU Main-Kinzig
Das Thema gesunde Ernährung im Kinder- und Jugendalter hat auch in Zeiten von Corona nichts an Aktualität eingebüßt. Denn auch, wenn die Kitas und Schulen aktuell noch geschlossen sind und der Unterricht im Wesentlichen von Zuhause aus stattfindet, wird es eine Zeit nach der Pandemie geben. Und spätestens dann kommt die Frage, welches Essen in den Schulmensen und Cafeterias angeboten wird, buchstäblich wieder auf den Tisch. Entsprechend groß war aus diesem Grund das Interesse an einem Online-Talk mit der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, zu dem die CDU Main-Kinzig eingeladen hatte.
Die Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Katja Leikert, die den Kontakt zu Klöckner hergestellt hatte, freute sich, rund 50 Interessierte bei der Nachmittagsveranstaltung begrüßen zu können. Die Moderation übernahm der Hanauer Oberbürgermeisterkandidat Jens Böhringer, der neben der Bundesministerin auch Jürgen Scheuermann, bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 1. Februar Schulleiter der Hanauer Karl-Rehbein-Schule, und Ralf Wurbs, Geschäftsführer des gleichnamigen Obst- und Gemüsehofs in Hanau, zu ihren Erfahrungen beim Thema Ernährungsbildung befragte.
Einig waren sich alle Beteiligten, dass sowohl den Eltern, als auch den Lehrerinnen und Lehrern eine wichtige Vorbildfunktion zukomme. Der Staat wolle und könne den Bürgerinnen und Bürgerinnen nicht in den Einkaufszettel hineinregieren. Allerdings sei es eine traurige Tatsache, dass in vielen teuren Küchen oder auf dem schicken Designer-Grill oft Billigware von niedriger Qualität zum Einsatz komme.
Auch im Unterricht müsse das Thema gesunde Ernährung breiteren Raum einnehmen, ohne dass es dafür gleich ein eigenes Schulfach brauche. Angebote wie das EU-Schulmilchprogramm sowie die tägliche Versorgung mit Obst und Gemüse soll bei Kindern schon in jungen Jahren die Lust auf eine ausgewogene Ernährung wecken. Dass die nicht die Welt kosten müsse, hätten Studien ergeben, so Klöckner. Im Schnitt nur 4 Cent teurer als das Standardangebot sei ein ausgewogenes Mittagessen in der Mensa. Um die Schulträger bei der Organisation nicht alleine zulassen, habe der Bund gemeinsam mit den Ländern die „Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung“ eingerichtet. Die Mittel hierfür wurden auf 2 Millionen Euro im Jahr seit 2019 verdoppelt. Zudem wurde das Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule geschaffen. Die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung geben praxistaugliche Empfehlungen für gutes Kita- und Schulessen.
Entscheidend sei jedoch, dass bei den Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln geschaffen werde. „Brauchen wir wirklich jede Obst- und Gemüsesorte zu jeder Jahreszeit oder sollten wir nicht viel mehr Augenmerk auf regionale Angebote legen?“, fragte Klöckner und erntete dafür viel Zustimmung. Hier setzt auch der Obst- und Gemüsehof Wurbs an, der im Rahmen des kreisweiten Projekts „Lernfeld Landwirtschaft“ Kitas und Schulklassen vor Ort Einblicke in die Abläufe in einem landwirtschaftlichen Betrieb sowie den Jahreskreislauf bietet. Ein Angebot, so Ralf Wurbs, das allerdings noch intensiver von den Schulen genutzt werden könne.
Jürgen Scheuermann hob hervor, dass sich die Auswahl in den Schulmensen in den vergangenen Jahren erheblich zum positiven hin verändert habe. Statt Brezel und Cola gebe es mittlerweile ein deutlich gesünderes Angebot. Er selbst habe sich als Schulleiter für die Anschaffung von Trinkbrunnen eingesetzt. Man müsse den Schülerinnen und Schülern allerdings auch die Zeit geben, in Ruhe ein Mittagsessen einzunehmen. Vor einigen Jahren haben die Mittagspause gerade einmal 15 Minuten betragen – viel zu wenig, um viele hundert Schülerinnen und Schüler auf einmal mit gesundem Essen zu verköstigen.
„Mehr Wertschätzung, mehr Zeit, mehr Bewusstsein“ – unter diesen Schlagworten fasste Katja Leikert das Fazit der Veranstaltung zusammen. Sie bedankte sich bei Julia Klöckner und den Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmern für die gute Debatte und versprach ebenso wie Jens Böhringer die Anregungen aus der Praxis, die aus den Reihen der Zuhörer angesprochen wurden, in die politische Debatte weiterzutragen.